Vorfreude - raus aus dem Negativ-Strudel

Schöne Dinge planen, Konzertkarten kaufen und schön sichtbar hinhängen und sich schon beim Anblick in positive Stimmung zu bringen, die berufliche Zukunft planen, Reisen, Klassen- oder Studienfahrten, Geburtstagsfeiern oder Hochzeiten planen – all das macht gute Gefühle, Vorfreude, eine gute Aussicht in die Zukunft. Vor 2,5, Jahren war es völlig normal und gut Tage, Wochen, Monate, manchmal sogar Jahre im voraus zu planen. Oft haben wir die Tage runter gezählt zum nächsten schönen Event, der uns aus dem tristen Arbeitsalltag rausholt. Der Blick ging immer weiter in die Zukunft, manch einer hatte sogar schon ganz klar den Renteneinstieg geplant, den Alterswohnsitz angeschafft. Auch da hat es das eine oder andere Mal nicht so geklappt, wie geplant….dann hatte man meist recht schnell Plan B bereit. Es war vergleichsweise einfach, verglichen mit heute. Wieviel haben wir in den letzten Wochen geplant und uns drauf gefreut und dann kam wieder das große C und damit verbunden eine Maßnahme und alle Vorfreude wieder futsch. Verschobene oder abgesagte Urlaube, abgesagte Konzerte, Bars und Clubs geschlossen, Fitnessstudios geschlossen oder eingeschränkt, Schule geschlossen, Klassenfahrten und Schüleraustausch abgesagt, Hochzeit nur im kleinsten Kreis statt einem rauschenden Fest.

 

So ein Virus kann sehr gefährlich sein, man muss es beobachten und auch Maßnahmen einführen, gar keine Frage, aber darum geht es mir gar nicht. Mir geht es darum, was es mit uns macht, wenn unsere Vorfreude, unsere Hoffnung auf eine gute Zeit und die Damit verbundenen guten Gefühle immer und immer wieder enttäuscht wird, selbst dann, wenn unser bewusster Verstand, es für richtig hält, dass (mal wieder) etwas abgesagt wird oder nicht wie geplant stattfinden kann. Am Anfang vielleicht nur Enttäuschung, dann auch Traurigkeit, irgendwann Frust, Wut und/oder Depression und dann vielleicht noch das Verlagern ins Außen und die Suche nach Schuldigen.

 

Wir müssen wieder lernen im Jetzt zu leben und die kleinen positiven Dinge im Alltag zu sehen. Nicht auf etwas warten und dann….warten, wie lange? Niemand kann im Moment wirklich sagen, ob es morgen wieder besser wird oder nächste Woche oder erst nächstes Jahr oder ob wir unser Denken und Handeln langfristig sogar gänzlich ändern müssen.

 

Um gut durch die Zeit zu kommen, müssen wir im Jetzt leben, nicht in einer Zukunft, die z.Zt. einfach nicht planbar ist und Planung, so wie wir sie von „früher“ kennen, bringt eine Enttäuschung nach der anderen. Und das macht uns natürlich nicht glücklicher. Wir müssen wieder lernen, uns an einem Lächeln zu erfreuen, ein Lachen zu genießen, jeden kleinen positiven Moment ganz tief in uns aufzunehmen. Lernen in Arbeitspausen zu entspannen, die Schönheit der Natur zu genießen, die wir jeden Tag vor Augen haben und nicht nur die an fernen Urlaubsorten. Lernen, jeden Moment mit den lieben Menschen um uns herum, mit dem Partner, mit den Kindern zum Schönsten des bisherigen Lebens zu machen. Lernen, die Positivität in uns zu fühlen. Lernen, die Vorfreude die nächste Minute zu spüren, zu Leben im Hier und im Jetzt, uns im Jetzt Gutes zu tun. Nicht auf den Feierabend warten oder das Wochenende oder den nächsten Urlaub oder den Ruhestand. Lernen, sich über all die vielen kleinen positiven Dinge inmitten des manchmal aufreibenden und frustrierenden Alltags zu freuen. Ein lachendes Kind im Einkaufswagen vor dir oder dass die alte Frau ihr Leben noch ganz allein meistern kann, über Menschen die dir mit Freundlichkeit begegnen.

 

Sich freuen über einen Sonnenstrahl im Gesicht oder über die warme Jacke, die bei Kälte wärmt. Sich freuen, jemandem helfen zu können oder auch Hilfe zu bekommen.

 

Sich freuen morgens aufzuwachen und dem Tag die Chance zu geben zum schönsten Tag deines Lebens zu werden….das ist möglich, trotz C und den Maßnahmen. Denn wenn wir nur all das sehen, was nicht gut läuft, und ja, das ist je nach Perspektive durchaus nicht wenig, dann kommen wir aus dem Strudel von Enttäuschung, Traurigkeit, Frust und Wut und der Suche nach Schuldigen nicht raus.