Immer wieder werden wir in unserem Leben mit Angst konfrontiert. Manchmal erscheint sie unbegründet, oft genug können wir den Grund identifizieren, und manchmal sind wir erstaunt darüber, was uns Angst macht.
Grundsätzlich ist Angst etwas Gutes. Sie warnt uns, lässt uns vorsichtig sein und ist uns auch meist ein guter Ratgeber. Sie hält uns davon ab, uns unreflektiert in Gefahren zu stürzen. Sie rät uns nachzudenken. Die Angst möchte, dass wir vorsichtig sind und die Situation gründlich überdenken. Sie möchte, dass wir die angstauslösende Situation und unsere Fähigkeiten analysieren. In Bruchteilen von Sekunden entscheidet unser Hirn, ob wir einer Situation gewachsen sind und wir mutig voran schreiten oder, ob unsere Fähigkeiten für die entsprechende Situation (noch) nicht ausreichen. Dann können wir an unseren Fähigkeiten arbeiten und uns der Situation erneut stellen.
Doch leider kann es geschehen, aus nicht immer nachvollziehbaren Gründen,dass die Angst zu stark wird, dass das System Angst/Mut völlig gestört ist. Auch die Analyse der Situation und der eigenen Fähigkeiten kann blockiert sein. Die Angst wird so übermächtig, dass wir vor der Situation fliehen, uns unsere Flucht schönreden und diese oder ähnliche Situationen künftig meiden. In vielen Fällen hat das keine Auswirkung auf die Lebensqualität, da wir nicht täglich mit diesem Problem konfrontiert werden oder es uns nicht wirklich stört, auf diese Dinge zu verzichten. In anderen Fällen nimmt die Angst uns etwas Schönes (Hobby) oder auch Notwendiges (Autofahren) und mindert somit die Lebensqualität. In manchen Fällen breitet sich die Angst sogar in Bereiche aus, die vorher vollkommen frei von inadäquaten Ängsten waren.
Dieses, aus dem Gleichgewicht geratene System von Mut und Angst kann man auf verschiedenen Wegen wieder trainieren. Ein wichtiger Schritt ist es, zunächst die angstauslösende Situation zu identifizieren und zu analysieren.
Ich möchte an dieser Stelle von mir selbst berichten. Von meinem Pferd bin ich 2x so gestürzt, dass ich im Krankenhaus gelandet bin. Beide Male bin ich wieder aufgestiegen und geritten, anfangs zögernd und unsicher, aber nicht ängstlich. Nach dem zweiten Sturz war ich schon wieder ganz gut am Reiten als ein „komisches“ Verhalten meines Pferdes irgendwie einen Schalter in meinem Kopf umgelegt hat. Die Angst war da, so massiv, dass ich schon bei dem Gedanken an Reiten Herzrasen bekam. Ich stand am Pferd und habe geweint und gezittert. Ich war kurz davor aufzugeben und nie wieder aufzusteigen. Ich habe einige Tage mit mir gekämpft, meine Gefühle und das innere Chaos sortiert und mir wurde bewusst, dass ich es für mich, für meine Kinder und für dieses Pferd versuchen muss und will. Würde ich nicht alles versuchen, könnte ich es mir nicht verzeihen! Das war eine wichtige Erkenntnis.
Daher wollte ich unbedingt wieder auf genau dieses Pferd, wollte auf genau diesem Pferd wieder ein gutes Gefühl haben und das Reiten auf genau diesem Pferd wieder genießen. Und auch meinen Kindern damit zeigen, dass es sich lohnt, für seine Träume zu kämpfen. Aufgeben war keine Option! Denn dieses Pferd und das Reiten bedeutet mir sooo viel. Die Vorstellung, mir dies durch die Angst nehmen zu lassen, ließ mich regelrecht verzweifeln. Ich habe alle meine Kenntnisse aus Hypnose und Mentaltraining genutzt. Selbsthypnose, Klopftechnik, Visualisierung, Atemtechnik. Habe mir jemanden gesucht, der in der Zwischenzeit mein Pferd gut geritten hat, dass es nicht übermütig war. Und ich habe jemanden gesucht, der mich an der Longe im Schritt geführt hat. Habe für mich analysiert, was genau mir Angst macht und dabei herausgefunden, dass ich nicht Angst vor dem Reiten oder meinem Pferd habe, sondern dass ich meinen eigenen Fähigkeiten nicht mehr vertraut habe. Ich hatte bzw. habe Angst, dass meine Fähigkeiten nicht ausreichen würden, sollte mein Pferd sich vielleicht erschrecken und zur Seite springen.
Nach und nach in teilweise sehr kleinen Schritten geht es voran. Im Schritt, im Trab und auch Galopp und alles inzwischen ohne Longe. Ich bin noch nicht dort, wo ich schon einmal war. Aber ich bin auf dem Weg dorthin und das fühlt sich verdammt gut an.
Nicht immer sind die Auswirkungen so offensichtlich. Manchmal kann ein ganz leichtes Ungleichgewicht aus Mut und Angst dazu führen, das man zwar z.B. wieder scheinbar angstfrei seinen Sport ausführt und zu Wettkämpfen fährt, aber im entscheidenden Moment zögert oder zu vorsichtig ist und damit den Sieg verliert. Nicht immer liegt es an einem zurückliegenden Unfall. Es kann auch die Erzählung eines Unfalls sein oder ein Film. Auch Ängste wie Angst vor Versagen, Angst beurteilt zu werden oder die Angst im Mittelpunkt zu stehen. Ängste verschiedener Genese können dazu führen, dass man z.B. in einem Wettkampf seine persönliche Leistung nicht zeigen kann. Ist es Angst, mangelnder Mut, eine falsche Bewertung der eigenen Fähigkeiten? Es kann auch in der Erziehung liegen, in der eigenen Erwartungshaltung oder den Erwartungen anderer. Es gibt vielfältige Auslöser für ein Ungleichgewicht des Angst/Mut-Systems und diese Auslöser gilt es zu finden und daran zu arbeiten.
Es braucht Zeit und Geduld und meist Hilfe um den Auslöser des Problems zu identifizieren, den Weg zu klären und auf dem Weg zu bleiben. Hypnose und Mentaltraining mit ihren vielfältigen „Werkzeugen“ können dir helfen, Angst und Mut in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen.